Ein echter Super-Tanker
Was passiert eigentlich mit einem Öl-Tanker, wenn seine Zeit irgendwann gekommen ist? Landet er etwa auf einem dieser sagenumwobenen Schiffsfriedhöfe? Oder wird er ganz kompromisslos einfach ausgeschlachtet? Vielleicht – wenn es nach dem niederländischen Architekten Chris Collaris geht – erhält er aber auch neues Leben: Als Einkaufszentrum, Museum oder Konzerthalle.
Schiffsfriedhof de luxe
Wer kennt das nicht: Handy oder TV haben den Geist aufgegeben und nun muss man sich um die Entsorgung kümmern, denn in den Hausmüll darf nun mal kein technisches Gerät. Bei einem Smartphone ist das ja noch recht einfach. Was aber, wenn das technische Gerät knapp 400 Meter lang und rund 70 Meter breit ist? Etwa diese Größe haben nämlich so genannte Supertanker, also die Schiffe, auf denen Millionen und Abermillionen Barrel Öl quer über die Weltmeere transportiert werden. Da fällt die Entsorgung dann doch ein ganzes Stück schwerer.
Ein Supertanker am Arabischen Golf (Foto: Chris Collaris, Ruben Esser, Sander Bakker and Patrick van der Gronde)
Recycling von Riesentankern
Einen Vorschlag für das Recycling derartiger Ozean-Kolosse hat der niederländische Architekt Chris Collaris gemeinsam mit seinen Kollegen Ruben Esser, Sander Bakker und Patrick van der Gronde vorgelegt: das BLACK GOLD Projekt. Ihre visionäre Idee: Statt die riesigen Öltanker auszuschlachten, einfach verrotten oder im Schlimmstfall bis zum bitteren Ende einfach weiterfahren zu lassen wollen sie den Ungetümen neues Leben schenken. Und zwar als eine Art schwimmende Mini-Stadt.
Dabei machen sie sich die schiere Größe der Öltanker zunutze. Der weltgrößte Supertanker, die TI Europe, ist beispielsweise 380 Meter lang, 68 Meter breit und 34 Meter hoch. Wer einmal im Hamburger Hafen gewesen ist, kann sich in etwa vorstellen, wie groß das ist. Für alle anderen zum Vergleich: Würde man den Commerzbank-Tower in Frankfurt, das ehemals höchste Gebäude Europas mit Platz für knapp 3.000 Menschen, einfach so flach hinlegen, käme man nur auf 259 Meter und rund 40 Meter Breite. Kein Wunder also, dass das Interesse an dem Projekt groß ist, wie uns Chris Collaris verraten hat.
Das riesige Innere des Supertankers (Foto: Chris Collaris, Ruben Esser, Sander Bakker and Patrick van der Gronde)
Das Museum im Schiffsbauch
Für das BLACK GOLD Projekt träumt der Niederländer der Größe angemessen von einer Mehrfachnutzung des ehemaligen Tankers. Ob Einkaufszentrum, Museum oder gleich (wegen der besonderen Akustik) eine ganze Konzerthalle – der Ex-Öltanker soll im wahrsten Sinne des Wortes in einen echten Supertanker verwandelt werden.
Aber nicht nur alte, ausgediente Öltanker sollen zum Einsatz kommen. Das Team um Chris Collaris geht davon aus, dass innerhalb der nächsten Jahre der Bedarf an Öl durch zunehmenden Einsatz alternativer Energiequellen sinken wird. Außerdem beobachten sie die fallenden Ölpreise an den Weltmärkten, die den Bedarf an Supertankern verringern. Diese Faktoren könnten nach Ansicht der Niederländer dazu führen, dass neue Öltanker teilweise gar nicht mehr zum Einsatz kommen. Öltanker, die dank ihrer Bauweise – zum Beispiel mit doppelter Außenwand – besonders energieeffizient zweckentfremdet werden können.
Auch abends sehr beeindruckend (Foto: Chris Collaris, Ruben Esser, Sander Bakker and Patrick van der Gronde)
Einsatz in den Golf-Staaten
Denn gute Kühlung tut Not: Bei ihren Entwürfen gehen die jungen Architekten von einem Einsatz in den Golf-Staaten aus. Zum einen, weil dort generell viel in Prestige-Projekte investiert wird – zum anderen, weil wohl nirgendwo sonst auf der Welt der Reichtum so eng mit dem Transport von Öl verknüpft ist. Wir von Seen.de können nur sagen: Wir sind dankbar für jeden Öltanker, der nicht auf dem Wasser unterwegs ist – und wenn er stattdessen ein Einkaufszentrum wird, kann man sich dort immerhin eine Badehose kaufen!
Berichterstattung ist garantiert: Ein echter Super-Tanker (Foto: Chris Collaris, Ruben Esser, Sander Bakker and Patrick van der Gronde)
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