Luxus-Suiten in ehemaligen Geschützstationen

Frankreich, 1852: Louis Napoleon Bonaparte, ein Neffe von Napoleon I., lässt sich zum Kaiser ausrufen, nachdem sich eine überwältigende Mehrheit der Franzosen per Volksabstimmung für die Wiedereinführung des Kaisertums ausspricht. In der britischen Regierung herrscht Aufruhr: Will der neue Kaiser versuchen, England zu erobern? Vor allem der englische Premierminister, Lord Palmerston, ist überzeugt: Großbritannien muss sich gegen eine mögliche Invasion zur See wappnen. In seinem Auftrag werden vor dem als besonders gefährdet geltenden Portsmouth vier See-Festungen errichtet: No Man’s Land, St. Helens Fort, Horse Sand Fort und Spitbank Fort.

Spitbank Fort

Spitbank Fort (Foto: Spitbank Fort)

Palmerston’s Dummheiten

Doch schon während des Baus verlieren die Festungen ihre Existenzberechtigung: Bereits 1870 jagen die Franzosen ihren neuen Kaiser vom Thron. Dennoch hält die Regierung am Bau der See-Verteidigung fest. 1878 sind die Bauarbeiten an Spitbank Fort dann endlich offiziell beendet. Aufgrund der hohen Kosten (rund 170.000 Britische Pfund allein für Spitbank Fort, heute etwa 16 Millionen Euro) erhalten die Bauwerke in der Bevölkerung den Spitznamen „Palmerston’s Follies“ – Palmerston’s Dummheiten. Damit beweisen die Engländer ein gutes Gespür, denn was folgt, sind rund 100 Jahre Bedeutunglosigkeit. Weder greifen die Franzosen doch noch an, noch kommen die Forts im ersten oder zweiten Weltkrieg zum Einsatz. Weil es nicht für die Luftabwehr gerüstet ist, wird Fort Spitbank während des 2. Weltkriegs zusätzlich durch Luftangriffe beschädigt.

Spitbank Fort

Spitbank Fort (Foto: Spitbank Fort)

Dennoch dauert es bis 1962 bis das Fort offiziell außer Betrieb gestellt wird – und erst 1982 gibt das britische Ministry of Defence es als militärische Liegenschaft auf und verkauft es an einen privaten Investor. Zeitweise bietet die die ehemalige See-Festung in den darauffolgenden Jahren Raum für ein Museum und einen Tanzsaal, allerdings aufgrund der vorherigen Nutzungsbestimmungen keinerlei Raum für Gemütlichkeit. Das ändert sich grundlegend, als die Clarenco Property Group, der bereits die beiden weiteren Anlagen Horse Sand Fort und No Man’s Land Fort gehören, das historische Gebäude erwirbt.

Spitbank Fort

Spitbank Fort (Foto: Spitbank Fort)

Krähennester und Spuckwasser

Um die doch sehr abgelegene Location wieder mit Leben zu füllen, wird das Fort komplett umgebaut. Ehemalige Geschützstationen verwandeln sich in weiträumige Luxus-Suiten, in denen außer dem historischen Mauerwerk, (für das passende Ambiente), nichts mehr von dem ehemals militärischen Charakter zu erkennen ist. Stattdessen genießt man in dem mit typisch britischem Humor „Krähennest“ (Crow’s Nest) genanntem Gemeinschaftsraum einen wunderbaren Blick auf die englische Küste. Und natürlich wollen die zahlungskräftigen Hotelgäste auch angemessen bewirtet werden: Ein beeindruckender Weinkeller steht für Weinproben zur Verfügung und auch eine Whiskey-Verkostung ist möglich. Britischen Humor bewies die Hotelleitung auch bei der Namensfindung des hauseigenen Wassers, das sie kurzerhand „Spit Water“ (Spuckwasser) genannt haben.

Spitbank Fort

Spitbank Fort (Foto: Spitbank Fort)

Luxus hat seinen Preis

Mehrtätige Golftouren (für die man trotz aller Weiträumigkeiten noch ans Festland muss) stehen ebenso zur Auswahl wie Fishing-Trips – und schlagen natürlich auch kräftig zu Buche. Wer das Hotel exklusiv buchen möchte, zahlt 21.500 Britische Pfund (rd. 25.000 Euro) – für drei Nächte und max. 18 Personen. Wer gerade keine 25.000 Euro zur Hand hat, kommt günstigstenfalls ab 350 Pfund (rd. 414 Euro) an ein Bett für eine Nacht und findet im Spitbank Fort englisches Exil. Das durfte übrigens auch Napoleon III. genießen, nachdem ihn seine Landsmänner vertrieben haben – so kam er am Ende doch an Spitbank Fort vorbei.

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