Mit dem Kite über den Gardasee schweben

Kitesurfen ist einer der Trendsports auf dem Wasser, die sich seit Jahren wachsender Beliebtheit erfreuen; dabei lässt man sich von einem Lenkdrachen-ähnlichen Schirm, dem Kite, auf einem Kiteboard über das Wasser ziehen. Eine der besten Locations für diesen actionreichen Sport ist der Gardasee in Oberitalien. Konstanter, nicht zu starker Wind und Wellen bei strahlendem Sonnenschein locken immer mehr Fans in das Kitesurf-Paradies. Einer der Pioniere dort war Stefan Fuhrmann, der, nachdem er in den 90er Jahren bereits auf Hawaii mit der Weltspitze des Sports als Kitelehrer tätig war, seit 16 Jahren Kite-Kurse am Gardasee gibt. Aus den Kursen ist inzwischen eine eigene Schule mit Guesthouse entstanden, in welcher er Kitesurfen und andere Wasser-Trendsportarten wie Wakeboarden oder Stand Up Paddeln anbietet und unterrichtet. Grund genug für uns, Stefan einmal ein paar Fragen zum Kitesurfen am Gardasee zu stellen!

Freediver

Action pur: Kitesurfen (Foto: Flickr – CC BY 2.0 )

Hi Stefan, stell dich doch unseren Lesern kurz vor. Wer bist Du, woher kommst Du, und wie bist Du zum Kitesurfen gekommen?

Ich heiße Stefan Fuhrmann und komme vom Chiemsee. Mich hat als Jugendlicher schon das Spiel mit Wind und Wasser fasziniert und so habe ich viel Zeit meiner Jugend am Chiemsee mit Warten auf Wind verbracht. Der Gardasee wurde damals in den 80ern schon ein bekannter Wind Spot bei den Windsurfern. Viele Süddeutsche sind in der Boom-Phase des Windsurfens dorthin gepilgert, so auch meine Familie und ich. Ich habe in München Sport und Englisch auf Lehramt studiert und bin dann in den Semesterferien immer nach Hawaii gegangen, dieser Ort war seit meiner Schulzeit mein Traumort…zuerst im Auto geschlafen, um Geld zu sparen, dann mit der Zeit dort Kontakte gefunden, als Windsurflehrer und dann Ende der 90er in der ersten Kiteschule auf Maui als Kite Lehrer gearbeitet. Der damalige mehrfache Weltmeister Flash Austin hat in der gleichen Schule gearbeitet. Bei der Maui Ocean Academy habe ich als Trainer für Nachwuchstalente gearbeitet.

Anfang 2000 ist das Kiten nach Europa herübergeschwappt. Mich haben durch Zufall zwei Obsthändler aus München gefragt, ob ich Ihnen Kiten bebringen könnte, und das führte zum ersten Kitekurs am Gardasee im Jahre 2000. Einer der beiden Obsthändler wurde mein bester Freund und führte mich bei Sport Scheck ein, und bei einer Rosenheimer Kitefirma, Windtools. So ging es los, mit einem alten Golf Diesel, acht Kiteboards auf dem Dach und zehn Kites im Kofferaum machte ich die ersten Kurse. Der Hochschulsport hat in München die Kitekurse für Studenten über mich angeboten und so studierte ich und arbeitete als kleine One Man Show nebenbei. Das war vor 16 Jahren, jetzt ist der Sport erwachsen geworden. Komfort und Bootsschulung ziehen immer mehr Menschen aus allen Bereichen in den Sport. Familien, Best Age Kiter und Kinder…Wir arbeiten mit Funkschulung, Booten, GPS und modernsten Material von North Kiteboarding bei der Newschool-Kitesurfing am Gardasee.

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Der untergehenden Sonne entgegen (Foto: Flickr – CC BY 2.0 )

Was fasziniert Dich am Kiten?

Das Gefühl von Freiheit auf dem Wasser. Es ist wie ein Zen-Erlebnis, mit dem, was man tut, komplett Eins werden, und alles andere für ein paar Stunden vergessen. Die Probleme an Land lassen, fliegen und gleiten gehen. Wie beim Windsurfen geht die Entwicklung beim Kiten in Richtung Wellen, und da ist mein absoluter Spielplatz…ich liebe Wellen und das Abreiten mithilfe des Kites, der einem das mühsame Rauspaddeln erspart, etwas wofür ich Surfer übrigens sehr respektiere!

Warum hast du dir den Gardasee als Standort für deine Schule ausgesucht? Wie unterscheidet der Gardasee sich von anderen Seen wenn es ums Kiten geht?

Die Nähe zur bayerischen Heimat. Das gute Essen. Der konstante Wind, der das Schulen zum Genuß macht und nicht zum Extremerlebnis. Der Gardasee hat zwei Winde die fürs Kiten interessant sind. Die Ora (Südwind) und den Peler (Nordwind, im Deutschen Vento genannt). Die Ora ist unser Lieblingswind zum Schulen weil sie so konstant ist und um die 15 Knoten, also im Mittelwind-Bereich, liegt. Es gibt keinen anderen See, der so eine Qualität und Verlässlichkeit vom Wind her hat. Auch Spots am Meer sind oft viel mehr vom „schlechten Wetter“ abhängig, während wir bei Sonne Wind genießen können. Es ist warm und das schöne Wetter beflügelt die Leute hier. Viele sind typisch italienisch offenherzig, warmherzig und man gönnt sich ein bisschen Lebensqualität, neben dem, auch hier harten, Arbeitsalltag!

Muss man irgendwelche Vorraussetzungen fürs Kitesurfen mitbringen, oder kann es theoretisch jeder lernen? Wie lange dauert es, bis man sicher auf dem Brett steht?

Jeder der Kiten lernen will, sollte sich wohl im Wasser fühlen. Man sollte eine gewisse Grundsportlichkeit mitbringen, wobei Gleichgewicht, Koordination und Gefühl wichtiger sind, als Muckis! Darum können auch Jugendliche und zierlicher gebaute Frauen (und Männer) den Sport perfekt lernen. Jedem, der Kiten lernen will, empfehle ich: investiert etwas Zeit in den Sport. Der klassische 2-Tageskurs ist absolut undankbar. Wenn ihr wirklich eine gute Basis haben wollt, dann macht einen 6-Tages-Basiskurs. Meist setzt gerade am zweiten oder dritten Tag eine gewisse Frustration ein, denn Neulinge sind gefordert mit dem Board und dem Kite zusammen, das verlangt Koordination und einfach etwas Zeit. Ihr braucht auch Geduld für den Sport, denn der Wind ist nicht da wenn wir es wollen, man muss auch mal darauf warten. Aber gerade darin besteht auch der Reiz des Sports.

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Zeit zum Abheben! (Foto: Flickr – CC BY 2.0 )

Wie läuft so ein Kitesurfing-Kurs bei Euch ab und wann ist die beste Zeit im Jahr, um auf dem Gardasee zu surfen?

Ein Anfängerkurs beginnt mit der Einweisung in die Sicherheit. Wir wird man den Kite los? Wie funktioniert das Sicherheitssystem? Wie startet man den Kite wieder aus dem Wasser, Relaunch. Es gibt eine Reviereinweisung. Wo gibt es Zonen die man meiden sollte? Wie weit darf ich mich vom Lehrer entfernen? Welche Zeichen gibt es, die man verwenden kann fürs Starten, Landen? Wie leine ich den Kite an? Also Vorbereitung des Materials. Dann gibt es eine praxisorientierte Theorie, die dem Schüler zeigt, wie er den Kite steuert, wie man sich im Wasser positioniert mit dem Körper. Wie man den Kite lenkt, damit er einen später aufs Board zieht. Sinuskurven und Powerdive. Ja, und dann geht’s bei uns am ersten Tag aufs Wasser und es wird gleich vom Boot aus geübt, erst im Sitzen auf dem Boot, mit dem Lehrer daneben, und wenn das funktioniert, dann zum Bodydrag, man fliegt den Kite während man sich durchs Wasser ziehen lässt. Das macht riesig Spaß und ist ein sehr direkter Einstieg, weil man gleich das Gefühl für den richtigen Kite bekommt, ohne stundenlange Landübungen. Bei der Bootsschulung ist der Lehrer immer in der Nähe des Schülers und kann ihn schnell erreichen. Funk verschafft dem Schüler ein größeres Sicherheitsgefühl und erleichtert das Coaching enorm. Die Zeit von Mitte April bis Mitte Oktober ist eine gute Kitezeit. Wassertemperatur ist zum Beginnen am besten von Mai bis Ende Sept. Wir bieten bei der Newschool das komplette Material inklusive. Auch gute Neoprenanzüge, Prallschutzwesten und Trapeze, ohne Aufpreis.

An wen richten sich Eure Kurse? Arbeitet Ihr vor allem mit Anfängern oder kommen sich auch Fortgeschrittene Sportler noch Tipps bei Euch abholen?

Wir haben immer noch viele Anfänger in den Kursen. Aber es wächst auch die Gemeinde derer, die sich verbessern wollen. Wir bieten auch Intensiv- und Privatkurse an, die immer mehr Interesse erfahren. Es gibt Kunden die sich jedes Jahr für zwei Wochen ein Coaching mit Boot bei uns buchen, und mit der Familie gemeinsam üben, auf immer höherem Niveau. Springen, Tricks, Foilen, also Kiten auf einem Hydrofoil Board welches durchs Wasser fliegt, bzw. auf einem Flügel gleitet. Wir möchten auch mehr und mehr eine Schiene fahren, in der wir spezielle Trainings, z.b. für Wellenboards, strapless, ohne Schlaufen fahren lernen und so weiter anbieten. Wiegesagt wird Kiten auch immer mehr zum Erlebnis, welches man mit seiner ganzen Familie teilen kann, auch wenn man es nur einmal ausprobieren will. Wir bieten auch ein interessantes Rahmenprogramm. Ganz exklusiv mit einem Surfboard mit Elektromotor, Waterwolf, welches ein Surfgefühl für wirklich jedermann sehr schnell erlernen läßt. Dann Wakeboarden mit speziellen Trapezen, welches auch dem Kiten sehr zuträglich ist, und SUP, Stand Up Paddlen. Außerdem haben wir ein sehr schönes Gästehaus mit Blick über den ganzen See, wo man sich auf der riesigen Sonnenterrasse sehr wohl fühlen kann. Natürlich bieten wir auch Unterkünfte für Camper oder Hotelgäste direkt in unserer unmittelbaren Nähe an. Kiteurlaub mit Partner, der nicht kitet, ist ein Thema. Es gibt Hotels mit super Wellness hier in Brenzone. Oder Mountainbike-Strecken direkt von unserem Gästehaus aus. Man kann wandern oder die Termen von Cola besuchen, ein wunderschöner Park mit warmen, natürlichen Becken, einfach wunderbar. Shoppen, Kultur und Bars in Verona sind nicht weit, und im Ort bei uns sind einige der besten Lokale am See. Also Essen wie Gott in Italien ist Programm!

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