Rote Tiden – Wenn das Meer blutet

Nein, bei unserem Foto des Monats war auch dieses Mal kein Photoshop im Spiel. Die tatsächliche Erklärung für das Phänomen der Roten Tiden ist deutlich komplexer – und ganz schön gruselig. Wir erklären, was das Meer rot färbt.

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Rote Tide an der Küste von Kalifornien (Foto: gcquinn/Flickr)

Eine biblische Plage

„Und alles Wasser im Strom ward in Blut verwandelt. Und die Fische im Strom starben, und der Strom ward stinkend, daß die Ägypter nicht trinken konnten des Wassers aus dem Strom; und ward Blut in ganz Ägyptenland.“ (Exodus 7:20-21)

Mit diesen Worten liefert das Alte Testament die erste historische Schilderung einer Roten Tide so präzise, dass ein Zweifel ausgeschlossen ist. Ob Gott nun seine Hand im Spiel hatte oder nicht: Der Vorgang ist keineswegs einzigartig, sondern tritt in den Weltmeeren insbesondere in Küstennähe immer wieder in Erscheinung, teilweise sogar sehr regelmäßig. Aber was spielt sich unter der Wasseroberfläche ab, das das Wasser teilweise über Kilometer rot färbt und zahllose Fischleichen am Strand verursacht?

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Eine Rote Tide färbt das Meerwasser blutrot (Foto: Irina…/Flickr)

Millionen von Einzellern

Tatsächlich handelt es sich um das massenhafte Auftreten einer einzelligen Meerespflanze, dem Pythoplankton, welche das Wasser rot – oder teilweise auch gelb, grün oder braun färbt. Moment mal – Mikroorganismen, die ganze Küstenregionen einfärben? Ja, und zwar ganz schön viele: Etwa 20 Millionen Dinoflagellaten pro Liter Wasser werden benötigt, damit es zu einer sichtbaren Verfärbung kommt. Die Einzeller liegen in Zysten verborgen am Meeresboden um bei für sie günstigen Bedingungen plötzlich aufzutauchen. Innerhalb von etwa zwei bis drei Wochen vermehren sich die Algen exponentiell, um nach der Hochblüte wieder zugrunde zu gehen – wobei wiederum Zysten zurückbleiben.

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Kein kleines Phänomen: Rote Tiden (Foto: alex1cerr/Flickr)

Glücklicherweise muss dabei nicht immer, wie im Alten Testament beschrieben, die gesamte Fischwelt dran glauben – tatsächlich sind laut dem Kalifornischen Gesundheitsamt die meisten Roten Tiden für Fische und Menschen ungefährlich. Sie müssen es wissen, denn das Phänomen tritt an der Westküste der USA regelmäßig auf. Die rote Färbung des Meeres liegt dann auch nicht etwa am massenhaften Fischsterben, sondern einfach daran, dass die Pigmente des Phytoplankton zur Photosynthese rot gefärbt sind.

Aufpassen beim Muschelnessen!

Also alles falscher Alarm? Nein, ganz so ist es nicht. Denn auch wenn die meisten Roten Tiden ungefährlich sind – manche Dinoflagellaten produzieren bei der Vermehrung toxische Gifte in rauen Mengen. Fische finden dabei innerhalb kürzester Zeit den Tod, Muscheln hingegen speichern das Gift ohne daran zu sterben. Gut für die Muschel, schlecht für den Menschen, denn über diesen Umweg kann das Gift auch an Menschen gelangen, die sich beim Muschelessen vergiften. Mittlerweile sind die Gefahrengebiete allerdings bekannt und Muscheln von dort landen auf keinem Teller mehr. Oder doch?

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