Museum am Meeresboden

Es kostet keinen Eintritt, stattdessen müssen die Besucher Taucherflossen und Schnorchel anlegen: Im weltweit ersten Museum unter Wasser präsentiert der britische Künstler Jason deCaires Taylor seine einzigartige Sammlung. Von Skulpturen bis hin zu ganzen Häusern entsteht aus der Hand des begeisterten Tauchers eine surreale Landschaft unter Wasser. Nicht nur für Taucher aus aller Welt ist das Kunstwerk eine Attraktion – angelegt als künstliches Riff, bietet es auch Meeresbewohnern ein dringend benötigtes Zuhause. Das MUSA (Museo Subaquatico de Arte) vor der Küste Mexikos ist Taylors zweites Projekt und der ganze Stolz des Künstlers.

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Kunst unter Wasser (Foto: underwatersculpture)

Die Leidenschaft für die Welt unterhalb der Wasseroberfläche ist Jason DeCaires Taylor gewissermaßen in die Wiege gelegt. Den größten Teil seiner frühen Kindheit verbringt der Sohn eines englischen Vaters und einer guyanesischen Mutter mit Tauchgängen vor der Küste von Malaysia. Danach lockt ihn die große Stadt: Am London Institute of Arts macht er seinen Abschluss mit Schwerpunkt auf Skulpturen. Skulpturen, die er nun mit Vorliebe unter Wasser platziert. Besonders fasziniert Taylor dabei die Verwandlung einer leblosen Beton-Skulptur in ein lebendes und „atmendes“ Objekt, das von Meeresbewohnern in Besitz genommen und zu einem Teil ihres Lebensraums erklärt wird.

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Ein Unterschlupf für die Meeresbewohner (Foto: underwatersculpture)

Mit „Urban Reef“, einem richtigen Haus unter Wasser, hat der lizenzierte Tauchlehrer den Grundstein für eine ganze Stadt gelegt. Denn das Haus soll nicht alleine bleiben: Taylors Plan sieht vor, eine komplette Straßenszene zu realisieren. Und auch das Haus soll nicht unbewohnt bleiben. Gemeinsam mit Meeresbiologen hat Taylor es so geplant, dass es Riffbewohnern wie Krabben und Krebsen ein Zuhause und wertvollen Schutz vor Beutefischen bietet. Bei seinen spektakulären Skulpturen spornt den Unterwasser-Künstler nicht zuletzt die Sorge um den Zustand der Weltmeere zu Höchstleistungen an. Mit Kunstwerken wie dem „Last Supper“ kritisiert er die Methoden der Fischereiwirtschaft: Sein Stillleben zeigt einen gedeckten Tisch, mit Fischresten auf den Tellern – und Handgranaten in einer Fruchtschale in der Mitte. Aber auch die Machenschaften der Wall Street bleiben nicht unbeachtet: Mit einer Gruppe von Bankern, deren Kopf nach dem Vogel-Strauß-Prinzip tief im Meeresboden steckt, kritisiert Taylor die mangelnde Voraussicht der Märkte.

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Aus Skulpturen wird Leben(Foto: underwatersculpture)

Dass Taylors Sorge nicht unbegründet ist, zeigen aktuelle Statistiken: Bereits 40 Prozent aller natürlichen Riffe gelten als verloren, bis 2050 könnten es Schätzungen zufolge 80 Prozent sein. Damit geht die Lebensgrundlage zahlreicher Arten verloren, die Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem lassen sich heute kaum einschätzen. Mit der Schaffung künstlicher Riffe können die natürlichen Strukturen entlastet werden – doch damit ist das Problem noch nicht gelöst. Kunst-Aktionen wie die von Jason deCaires Taylor schaffen dabei mehr als nur ein neues Zuhause: Sie sorgen für die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und weisen auf ein Problem hin, dessen Dramatik viele Menschen noch gar nicht erkannt haben.

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