Seegrotte Hinterbrühl – Mit dem Boot unter der Erde
Eine mysteriöse Stimmung befällt die Besucher der Seegrotte im österreichischen Hinterbrühl, wenn sie mit dem Boot langsam über das Wasser gleiten. Denn der mit 6.200 m² Wasseroberfläche größte unterirdische europäische See liegt unter tausenden Tonnen von Gestein und im klaren Seewasser spiegelt sich lediglich die massive Steindecke. Wir stellen die Touristenattraktion etwa 15 Kilometer vor den Toren Wiens vor.
Entdeckt wurde die heutige Seegrotte durch Zufall: Im späten 19. Jahrhundert stieß ein Müller beim Brunnenschlagen auf Gips – und begann mit dem Abbau des kostbaren Rohstoffs. Für mehr als 60 Jahre trieb man Stollen und Gänge in das Erdreich und höhlte das Areal dabei immer weiter aus. Doch 1912 änderte sich alles: Bei einer Sprengung kam es zu einem Wassereinbruch, innerhalb kürzester Zeit füllte sich das Bergwerk mit Wassermassen von mehr als 20.000 Kubikmetern. Wo kurz zuvor noch Gips abgebaut wurde, war von einem Augenblick auf den anderen der größte unterirdische See Europas entstanden!
Eine dunkle Vergangenheit
Mehrere Versuche, das Bergwerk in einen anderen Zweck zu überführen, scheiterten – bis man 1932 die historische Stelle als Schaubergwerk eröffnete. In kurzer Zeit erlangte das Naturspektakel beachtliche Bekanntheit, zwischen 1937 und 1938 besichtigten bereits 50.000 Besucher die einzigartige Welt weit unter der Oberfläche. Doch so abgeschieden das ehemalige Bergwerk gelegen war – irgendwann hielt sogar hier der 2. Weltkrieg Einzug. Denn gerade seine Abgeschiedenheit machte das Bergwerk für die Nationalsozialisten interessant: Wie ein großer natürlicher Bunker bot es Schutz vor feindlichen Bomben. Am 1. Mai 1944 beschlagnahmte man das Bergwerk, das Wasser wurde abgepumpt und man begann, unter Tage Flugzeuge zu bauen. Tausende Zwangsarbeiter waren während dieses dunklen Kapitels der Seegrotte unter unmenschlichen Bedingungen dazu verdammt, tief unter der Erde Kriegsmaschinerie für die deutschen Truppen herzustellen.
Nach Kriegsende wurde die Seegrotte als Schaubergwerk wieder eröffnet. Während jedes Jahr tausende Besucher die Stollen besichtigten, wurde das Bergwerk 2004 aus traurigem Anlass über die Grenzen von Österreich hinaus bekannt. Aus Schlamperei und Fahrlässigkeit ereignete sich ein Schiffsunglück, bei dem fünf Menschen ihr Leben verloren.
Eine Wasserwelt unter tausend Tonnen Stein
Zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen sorgen heute dafür, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Und so erfreut sich die Seegrotte besonders an regnerischen Tagen großer Beliebtheit bei Touristen aus aller Welt. Zu Recht, denn wer das Tor mit dem Bergmannsspruch „Glück auf“ hinter sich lässt, den erwartet eine verwunschene Welt unter der Erde. Dabei gliedert sich die Seegrotte in eine obere Etage, die unter anderem eine Kapelle, ein Museum und einen historischen Förderturm sowie den „kleinen“ Blauen See beinhaltet. Die wahre Attraktion erwartet die Besucher dann in der zweiten Etage: Mit dem Boot geht es hinaus auf den Großen See, der die gesamte untere Etage einnimmt. Die gewaltigen Steinmassen, das schimmernde Licht auf der Wasseroberfläche und die einzigartige Akustik machen die Seegrotte dabei zu einem unvergesslichen Ausflugsziel!
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